Liebe Mami,
du fragst dich warum ich weine? Du weißt einfach nicht weiter, was es sein könnte?
Du hast mich gestillt, ich habe gerade geschlafen, du trägst mich… Alle meine Bedürfnisse müssten erfüllt sein, denkst du dir? Und doch ist da dieses Gefühl, dass da noch etwas ist.
Du hast auch schon geprüft, ob meine Windel voll ist. Doch das ist sie nicht.
Ich verrate dir jetzt ein Geheimnis:
ICH MUSS MAL!
Ja, richtig gehört. Ich muss mal auf Toilette, so wie du und Papa. Ich möchte auch nicht in die Windel machen. Dann ist immer so eine Matsche an meinem Po. Oder es wird nass und irgendwann kalt.
Ich mag das nicht. Du doch auch nicht, oder warum hast du keine Windel an?
Das Ausscheidungsbedürfnis ist genauso ein Bedürfnis wie Hunger, Nähe und Schlaf. Und die Bedürfnisse mache ich dir ja auch lautstark deutlich. Daran hast du keinen Zweifel.
Warum kannst du dir also nicht vorstellen, dass ich auch weine, wenn ich mal muss?
Weil das kein anderes Baby tut und du noch nie davon gehört hast?
Bitte sei offen, Mama. Ich erkläre es dir:
Früher als es noch Säbelzahntiger und keine Pampers gab, da wäre es super gefährlich gewesen, wenn ich dich immer beschmutzt hätte. Ich weiß, sie alle sagen, Babys haben kein Gefühl dafür. Sie können ihren Schließmuskel nicht kontrollieren.
Das ist falsch, längst überholt. Wenn das so wäre, würde ich dann nicht permanent auslaufen?!
Was stimmt ist: Ich kann noch nicht so lange aufhalten wie du. Doch ein bisschen aufhalten kann ich auch. Ich kann warten bis du mir die Windel abmachst und mich über eine Schale oder ein Asia-Töpfchen oder einfach die Toilette hältst.
Es kommt dir komisch vor? Ein Baby geht auf die Toilette? Das ist Freiheit. Luft am Popo ist so ein tolles Gefühl. Gönn mir diese Freiheit und lass mich einfach mal ohne Windel.
Leg mich auf eine wasserfeste Unterlage und lass mich einfach mal frei strampeln. Beobachte mich. Du wirst sehen, kurz bevor ich mal muss weine ich oder stoße einen kleinen Schrei aus. Vielleicht strampel ich auch einfach wild oder du beobachtest etwas anderes.
Probier es einfach mal aus. Du wirst sehen, dass unsere Verbindung stärkt, unseren Alltag entspannt.
Ich fühle mich nun noch mehr von dir verstanden. Denn du reagierst nun auf alle meine Bedürfnisse und hilfst mir sie zu befriedigen.
Lass dir nicht einreden, das wäre schlecht für meine Entwicklung. Weil du mich damit im Sinne eines frühzeitigen Sauberkeitstrainings unter Druck setzen würdest. Es geht nicht darum, dass du jetzt jedes Pipi abfängst und nichts mehr in die Windel geht.
Es geht um Kommunikation! Eben Ausscheidungskommunikation. Du verstehst mich, ich fühle mich verstanden. Win-Win!
Also egal, was irgendwer denkt. Wir leben selbstbestimmt und gehen unseren Weg und der führt zum Töpfchen 😉
Ich danke dir für deine Offenheit es zu probieren. Du wirst sehen, es lohnt sich.
☑️ Unsere Bindung wird gestärkt!
☑️ Ich nehme meine Selbstwirksamkeit wahr!
☑️ Du vertraust auf meine Kompetenz!
☑️ Mein Intimbereich ist gesund!
☑️ Ich habe weniger Bauchschmerzen!
Und dabei schützen wir sogar die Umwelt weil wir sogar Windeln oder Windeln-waschen sparen. Ich hab dich lieb, Mami!
Dein kleines, kompetentes Baby
Mit diesem Artikel mache ich mit bei der Blogparade „Individuell, frei, selbstbestimmt – So leben wir als Familie“ von Lena Kampfhofer. Hier kommst du zu Lenas Blog.
Liebe Sarah, wie schön, dass du bei meiner Blogparade mitmachst! Danke für diesen schönen BlogBrief 🙂
Und danke dafür, dass du über dieses wichtige Thema schreibst! Bei meinem dritten Kind durften wir genau diese Erfahrungen machen von denen du schreibst. Babys kommunizieren. Sie sind so kompetent! Sie kommunizieren mit uns. Sie sagen uns, wenn sie müde sind und wenn sie hungrig sind. Und genau so sagen sie uns auch Bescheid, wenn sie mal müssen.
Nachdem ich gelernt habe bei meinem Baby zu erkennen, wann es mal muss (und das war gar nicht schwer), konnte ich oft auch bei anderen Kindern erkennen, wenn sie mal mussten. Wir können einen Blick oder ein Gespür dafür entwickeln 🙂
Toll, dass du Mamas dabei begleitest (noch) bewusster mit ihren Babys und Kindern zu sein.
Liebe Grüße
Lena
Liebe Lena, vielen Dank. ich finde auch, dass man ganz schnell ein Gefühl dafür entwickelt. Beim ersten Kind haben wir nach 8 Wochen damit angefangen, weil wir anfangs doch sehr überfordert mit dem allgemeinen Handling waren. Bei Kind Nr. 2 konnten wir dann direkt starten und es hat uns so geholfen. Danke für deine tolle Blogparade. Liebe Grüße Sarah