Liebe Mami,

 

so schön ist es hier. Kuschelig warm, weich, geborgen. Ich mag das sanfte Pochen deines Herzens. Diese gedämpften Geräusche, wenn du sprichst, Musik hörst.

 

Es ist ein Paradies. So nah bei dir. Deine Stimme immer im Ohr. Immer bist du bei mir.

 

Wenn ich mich strecke, spüre ich dich sofort. Du lachst dann und legst deine Hand auf die Stelle. Du von außen, ich von Innen. Wenn du dich bewegst, schaukelt es so schön.

 

So darf es immer sein. Doch irgendwas ist komisch. Irgendwas verändert sich gerade.

 

Ich spüre manchmal einen Druck. Ich weiß nicht genau, was das ist. Irgendwas sagt mir, dass es Zeichen sind. Zeichen, dass eine große Veränderung bevorsteht.

 

Ich spüre, dass auch die unsicher bist. Aufgeregt. Ich möchte Kontakt zu dir. Ich habe Angst, was das alles bedeutet.

 

Bitte sei mit deinen Gedanken bei mir. Erklär mir, was los ist.

 

Mami, du weißt doch alles. Du bist von Anfang an immer für mich da gewesen. Du und deine Stimme, deine Atmung, dein Herzschlag, ihr bedeutet Sicherheit für mich.

 

Das Schieben wird stärker. Alles drückt mich zusammen. Das ist ganz schön anstrengend. Was ist das nur???

 

Ich höre deine Stimme: „Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr. Es soll aufhören.“ Du wehrst dich dagegen. Ok, dann mache ich mit. Stop, aufhören. Alles soll bleiben wie es ist. Ich wehre mich auch gegen das Schieben. Ich will hier bleiben.

 

Du atmest durch. Bist erleichtert. Doch dann wieder nicht. Ich höre fremde Stimmen: „Wenn es nicht bald weitergeht, müssen wir nachhelfen.“ Ich weiß nicht, was das bedeutet, doch für dich scheint es schrecklich zu sein.

 

Du atmest durch und da spüre ich sie wieder. Unsere Verbindung. Du lädst mich ein. Du sagst mir, ich werde nun zur Welt kommen. Du freust dich so auf mich. Und zeigst mir dann den Weg. Du zeigst mir, wie es sein wird, wenn wir das hier geschafft haben.

 

Ich auf deiner Brust, spüren deine Körperwärme, rieche deinen Geruch, darf deine warme Milch schmecken, deine Streicheleinheiten spüren.

 

Das klingt toll. Ich bin bereit. Ich wehre mich nicht mehr. Ich mache mit.

Wir beide machen nun mit. Wir schaffen das gemeinsam. Arbeiten zusammen. Im Einklang.

 

Wow, wie kraftvoll. Alle Ängste sind verflogen. Das Schieben wird stärker und stärker. Ich drehe mich, ich trete hinaus.

 

Ahhhhh! Ist das kalt, wer sind diese Leute?! Ich will doch wieder zurück.

 

Schnauf, da bist du, wie versprochen. Ist das schön. Ich schau mich um, ich rieche etwas süßliches. Das muss die Milch sein von der du mir vorgeschwärmt hast. Ich strampel und strampel. Ich strampel mich hoch.

 

Du ermunterst mich. Du weißt, dass ich es kann. Ich weiß es auch! Mein Ziel vor der Nase strampel ich weiter und dann. Schlup, andocken und saugen. Du hast nicht zu viel versprochen.

 

Es fühlt sich großartig an. Lecker, kuschelig, geborgen. Auf deinem Bauch, fast wie in deinem Bauch.

 

Dein Herz, dein Atem, dein Geruch.

 

Deine Liebe. Sie wärmt mich von Innen, dein Körper von außen.

 

Ich liebe dich, Mama.

 

Dein neugeborenes Wunder

 

Mit diesem Artikel mache ich mit bei der Blogparade „Individuell, frei, selbstbestimmt – So leben wir als Familie“ von Lena Kampfhofer. Hier kommst du zu Lenas Blog.